Der Moderhauch des Mittelalters

Der Moderhauch des Mittelalters weht durch das Deutschland des Jahres 2016.

Nur Nichtjuristen haben die Chance, Deutschland wenigstens irrtümlich für einen modernen Staat zu halten. Der Jurist hingegen blättert in den Gesetzbüchern und findet schlicht unvorstellbare Widerlichkeiten, die in Deutschland rechtens sind.

So ist seit 2012 der Artikel 2 des Grundgesetzes für männliche Kinder aufgehoben; der Staat erlaubt es, diese nach Belieben zu Versehrten zu machen. Wenigstens hat man in diesem Fall von schmerzhafter Gleichstellung der Frau abgesehen. Noch?

Eltern dürfen ihren Kindern eine Religion aufzwingen und der Staat muss dafür auch noch kostenfrei Angebote bereitstellen. Dabei steht nirgends festgeschrieben, was im Grenzfall noch Religion ist, ob nun die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters oder der bis ins Mark Frauen diskriminierende Islam.

Die Karikaturisten des CHARLIE HEBDO wären hierzulande weitaus besser geschützt gewesen als im allzu gottlosen Frankreich. Wer nämlich mit seinen religionsbezogenen Äußerungen Muslime (bewaffnet oder nicht) auf die Straße ruft, »stört den öffentlichen Frieden«. Dafür kann er bis zu drei Jahre Haft bekommen, diese Redakteure wären also durch Gefängnismauern geschützt gewesen!

Warum ist unserer Politik – allen voran dem Bundestag – diese Rechtsordnung – vielleicht besser dieses »Rechtsmuseum« – offensichtlich recht? Weil es ohne das Primat von Religion schwieriger ist, Menschen zu Taten – auch zu Grausamkeiten – zu bewegen, vor denen ursprüngliche – also religionsfreie – Menschen gewöhnlich zurückschrecken. Dieser Religionismus schafft mehr Spielräume für zwischenmenschliches Handeln.

Voltaire wusste das schon vor zwei Jahrhunderten: »Jeder, der die Macht hat, Dich dazu zu bringen, Absurdes zu glauben, hat die Macht, Dich dazu zu bringen, Unrecht zu begehen.«

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